Vergangene Woche fand bundesweit der Internationale Inkontinenztag statt.
Auch wir nehmen dies zum Anlass, um den Blick auf ein Thema zu lenken, das viele beschäftigt. Schätzungsweise leiden in Deutschland ungefähr sechs bis acht Millionen Menschen an Inkontinenz, einige Quellen weisen Zahlen von bis zu 10 Millionen aus. Die Zahl steigt mit zunehmendem Alter deutlich, wobei zwei- bis viermal häufiger Frauen betroffen sind. (Quelle: harninkontinenz-info.de).
Inkontinenz ist nach wie vor ein Tabuthema, auch junge Menschen sind betroffen
Mit unserem Artikel möchten wir damit verbundene Stigmata abbauen und Informationen über Prävention, Behandlung und Bewältigungsmöglichkeiten bereitstellen. Inkontinenz schränkt Menschen in ihrem Alltag stark ein und ist oft mit großer Scham verbunden. Besonders bei älteren Menschen nimmt die Häufigkeit von Inkontinenz zu. Aber auch jüngere Menschen können betroffen sein. Gerade während der Schwangerschaft und nach der Geburt leiden viele Frauen an Inkontinenz, denn das Bindegewebe ist sehr gedehnt und der Beckenboden verliert an Spannkraft. Zudem reguliert die Beckenbodenmuskulatur die Harnröhre, sodass die Inkontinenz begünstigt.
Verschiedene Formen der Inkontinenz
Bitte seien Sie sich bewusst, NIEMAND nässt freiwillig ein, oder möchte Sie ärgern. Oft verdrängen Betroffene das Problem, wechseln heimlich die Wäsche oder ignorieren das Thema, in der Hoffnung, es bekommt niemand mit. Eine weit verbreitete Form ist übrigens die Dranginkontinenz. Bei dieser Form entleert sich die Blase plötzlich und unkontrolliert, auch bei geringer Blasenfüllung. Dies kann in kurzen Zeitabständen und auch nachts immer wieder passieren.
Bleiben Sie geduldig
Mittlerweile gibt es viele Möglichkeiten, die Matratzen zu schützen. Ob Inkontinenzauflagen, wasserdichte Matratzenbezüge oder Einweg-Bettauflagen, die sich gut für Reisen eignen, Seien Sie sich bewusst, Inkontinenz war nicht immer Teil des Lebens der Betroffenen. Es ist jedem peinlich und Sie sollten gemeinsam nach Wegen suchen, die ein Leben damit möglich machen.
Mittlerweile gibt es viele Therapiemöglichkeiten
Zunächst sollten Sie sich mit dem Hausarzt besprechen. Es gibt Möglichkeiten, zunächst medikamentös der Inkontinenz entgegen zu wirken. Des Weiteren sollte frühzeitig mit Blasentraining, auch Toilettentraining genannt begonnen werden. Dabei wird ein fester Zeitplan für den Gang auf Toilette festgelegt und gleichzeitig lernt, den Harndrang zu unterdrücken und die Blasenentleerung hinauszuzögern.
Ein weiterer Ansatz ist das Beckenbodentraining, bei dem durch verschiedene Übungen die Beckenbodenmuskulatur trainiert und gekräftigt werden soll. Es ist wichtig, dass Betroffene und ihre Angehörigen wissen, dass sie nicht alleine sind und dass es Hilfe gibt.
So können Sie Ihre betroffenen Angehörigen bei Inkontinenz unterstützen
Verstehen Sie die Situation
Der erste Schritt zur Unterstützung einer Person mit Inkontinenz besteht darin, die Situation zu verstehen. Inkontinenz ist nicht nur ein körperliches Problem, sondern kann auch psychische Auswirkungen haben, wie Scham und Isolation. Es ist wichtig, einfühlsam und unterstützend zu sein und die betroffene Person zu ermutigen, offen über ihre Erfahrungen zu sprechen.
Prävention und Management
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Inkontinenz zu verhindern und zu behandeln:
- Beckenbodentraining:
Dies ist eine Reihe von Übungen, die darauf abzielen, die Muskeln des Beckenbodens zu stärken. Diese Muskeln unterstützen die Blase und helfen, den Urinfluss zu kontrollieren. Im Anschluss finden Sie einige effektive Übungen.
- Gesunde Lebensweise:
Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung können dazu beitragen, das Risiko von Inkontinenz zu verringern. Vermeiden Sie Lebensmittel und Getränke, die die Blase reizen können, wie Koffein und Alkohol.
- Medizinische Behandlung:
In einigen Fällen kann eine medizinische Behandlung erforderlich sein, einschließlich Medikamenten, Geräten oder Operationen. Es ist wichtig, mit einem Arzt oder einer Ärztin über die verschiedenen Optionen zu sprechen.
- Unterstützung und Pflege
Als Pflegekraft oder Angehöriger einer Person mit Inkontinenz ist es wichtig, Unterstützung und Verständnis zu zeigen. Ermutigen Sie die betroffene Person, über ihre Erfahrungen zu sprechen, und bieten Sie Hilfe bei der Bewältigung des Alltags an.
Holen Sie sich Unterstützung
Es gibt auch viele Ressourcen und Unterstützungsgruppen, die Hilfe und Beratung anbieten können. Inkontinenz kann eine Herausforderung sein, aber mit Verständnis, Unterstützung und den richtigen Strategien kann sie bewältigt werden. Denken Sie daran, dass Sie nicht alleine sind und dass es Hilfe gibt. Zusammen können wir das Stigma der Inkontinenz abbauen und ein besseres Leben für alle ermöglichen. In Dresden gibt es mehrere Einrichtungen, die sich auf die Behandlung von Harninkontinenz spezialisiert haben.
Kontinenzsprechstunden
St. Joseph-Stift Dresden:
Dieses Krankenhaus bietet eine umfassende medizinische Versorgung auf höchstem Niveau. In der Kontinenzsprechstunde beraten sie Patient*innen, die unter Störungen der Harnblasenentleerung oder unkontrolliertem Urinverlust leiden. Bei Frauen können diese Symptome durch das Absenken der Beckenorgane und damit verbundener Beckenbodenschwäche entstehen. Es werden medikamentöse oder operative Behandlungen angeboten, um die Beschwerden zu lindern.
Adresse:
Wintergartenstr. 15-17, 01307 Dresden, Telefon: 0351 44400
Diakonissenkrankenhaus Dresden:
Dieses Krankenhaus hat eine lange Tradition und einen ausgezeichneten Ruf in der medizinischen Versorgung. Neben der Kontinenzsprechstunde bieten sie auch verschiedene medizinische Dienstleistungen und Behandlungen in verschiedenen Fachbereichen an. Bei Männern mit Inkontinenz werden neben medikamentösen Optionen auch operative Verfahren angeboten.
Adresse:
Holzhofgasse 29, 01099 Dresden, Telefon: 0351 8100
Wenn Sie weitere Informationen benötigen oder einen Termin vereinbaren möchten, empfehle ich Ihnen, direkt mit diesen Einrichtungen Kontakt aufzunehmen.
Übungen zur Verbesserung Ihrer Beckenbodenmuskulatur
1. Murmel greifen: Stellen Sie sich vor, Sie würden eine Murmel mit Ihrem Beckenboden aufheben. Spannen Sie dazu die Muskulatur an und halten Sie die Spannung für einige Sekunden
2. Bein heben: Heben Sie im Stehen ein Bein an, während Sie den Beckenboden anspannen. Wechseln Sie das Bein nach einigen Sekunden Fahrstuhl fahren: Stellen Sie sich vor, Ihr Beckenboden wäre ein Fahrstuhl. Ziehen Sie die Muskulatur Schicht für Schicht nach oben und lassen Sie sie dann wieder Schicht für Schicht nach unten
3. Brücke bauen: Legen Sie sich auf den Rücken, stellen Sie die Füße hüftbreit auf und heben Sie das Becken, bis Oberschenkel und Oberkörper eine Linie bilden. Halten Sie die Position für einige Sekunden Leuchten in alle Richtungen: Stellen Sie sich vor, Ihr Beckenboden wäre eine Lampe, die in alle Richtungen leuchtet. Spannen Sie die Muskulatur dazu gleichmäßig in alle Richtungen an.
Bitte beachten Sie, dass Sie die Übungen langsam und bewusst durchführen sollten. Es ist besser, die Übungen regelmäßig und korrekt durchzuführen, als viele Wiederholungen auf einmal zu machen Es gibt auch einige hilfreiche Videos, die Sie sich ansehen können, um eine bessere Vorstellung von den Übungen zu bekommen. Sprechen Sie jedoch immer mit Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten, bevor Sie mit einem neuen Übungsprogramm beginnen. Sie können Ihnen spezifische Ratschläge und Anleitungen geben, die auf Ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Es gibt zu dem Thema noch so vieles zu sagen. Unser Anliegen war und ist es, darauf zu achten, dass Betroffene Hilfe und Unterstützung bekommen.
Übrigens, in unseren Begegnungsstätten finden regelmäßig Kurse statt, in denen u.a. die Beckenbodenmuskulatur gestärkt wird, statt. Eine Übersicht der Veranstaltungen finden Sie hier:
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