Clemens Burschyk verabschiedet sich in Ruhestand

Man muss immer optimistisch denken

Zum 31. Dezember 2022 beendet Clemens Burschyk, Geschäftsführer und hauptamtlicher Vorstand, seine berufliche Tätigkeit bei der Volkssolidarität Dresden (VSD) und verabschiedet sich in den wohlverdienten Ruhestand. Herr Burschyk engagiert sich seit 2006 in der VSD, zunächst als ehrenamtliches Vorstandsmitglied. Seit 2010 ist er hauptamtlicher Geschäftsführer des VSD e.V. und  der VSD gGmbH, seit 2013 Geschäftsführer der Volkssolidarität Service GmbH (VSG) sowie seit 2019 Geschäftsführer der BeWo betreutes Wohnen gGmbH.

  • Herr Burschyk, Sie kennen die Volkssolidarität Dresden nach über 12 Jahren in verantwortlicher Position vermutlich so gut wie kein anderer. Welche wichtigen Themen, Herausforderungen und Meilensteine fallen Ihnen im Rückblick an diese Zeit ein?

Das ist keine einfache Frage, weil es sehr viele wichtige Entscheidungen in den 12 Jahren gab. Deshalb beschränke ich mich auf die strategischen, unternehmerischen Entscheidungen. Ein sehr wichtiger Meilenstein für den Volkssolidarität Dresden e.V. war 2010, mit der Gründung der gGmbH und der damit verbundenen Verlagerung der sozialen Dienstleistungsbereiche in die hauptamtliche Verantwortung. Diese Professionalisierung wirkt bis heute positiv nach, da die operativen Aufgaben in diesen Bereichen immer komplexer werden und das Ehrenamt mit schnell zu treffenden Entscheidungen überfordert hätte.

2013 erwarb der Verein 70 Wohnungen des betreuten Wohnens im Wohnpark Löbtau, was uns zu einem bedeutenden Anbieter für Seniorenwohnungen in Dresden machte. 2018 hat der Verein die privaten Gesellschafteranteile der VSG zurückgekauft, was zur Folge hat, dass wir nun 100%-iger Gesellschafter der VSG sind und voll- bzw. selbständig handeln können. Dies birgt zwar auch Risiken, aber die Chancen überwiegen bei weitem. 2019 hat sich die Volkssolidarität Dresden in einem europaweitem Bieterwettbewerb gegenüber anderen Konkurrenten durchgesetzt und den, sich in Liquidation befindlichen Verein Betreutes Wohnen in Dresden gekauft. Damit haben wir unser Portfolio, insbesondere im Bereich des Seniorenwohnens erheblich gestärkt und sind nun auch in Striesen ansässig, wo wir bisher noch nicht vertreten waren.

Zu guter Letzt haben wir in diesem Jahr den zweijährigen Strategieprozess Volkssolidarität 2030 konzeptionell abgeschlossen und unsere Gremien- und Organisationsstruktur neu geordnet. Mit dem neuen hauptamtlichen Vorstand und einem fachlich, kompetenten Verbandsrat als Aufsichtsorgan sind wir für die Zukunft sicherlich sehr gut und zeitgemäß aufgestellt.

  • Das ist eine sehr eindrucksvolle Bilanz. Gibt es auch eine Kehrseite der Medaille?

Davon gibt es sicherlich einige. Von 2013 bis 2017 drohte die Gefahr einer Rückzahlung von Fördermitteln in sehr beträchtlichem Ausmaß aufgrund von Entscheidungen, die 2010 nicht weitsichtig genug getroffen wurden. Dies konnte gottseidank erfolgreich abgewehrt werden, ansonsten würden wir heute nicht so gut dastehen. Das Beispiel zeigt, dass wir alle Fehler nicht ausschließen können. Deshalb ist und war es stets für mich wichtig, mich auf meine Aufgaben als Geschäftsführer zu konzentrieren. Das oberste Ziel ist, für wirtschaftliche Sicherheit und Stabilität der Unternehmensfamilie zu sorgen, die das Engagement aller in der VSD, also das der Mitarbeitenden und der Mitglieder zugleich ermöglicht. Dabei liegt der Schwerpunkt eindeutig im Tagesgeschäft des operativen Bereichs, denn hier müssen Arbeitsplätze abgesichert, die Mitarbeiterzufriedenheit und das Geschäftsumfeld im Blick behalten, Investitionen getätigt und gesetzliche Bestimmungen beachtet werden.

Ein zweites Beispiel: Obwohl mein Aufgabenbereich klar auf den operativen Bereich ausgerichtet war, ist es dem ehrenamtlichen Vorstand und mir nicht leider nicht gelungen, den Mitgliederschwund des Vereins zu verhindern. Die Volkssolidarität Dresden zählte 2010 noch 7.000 Mitglieder, 2020 waren es nur noch 3.000. Dabei tröstet es nicht, dass es vielen Vereinen so geht und einem allgemeinen, gesellschaftlichen Trend entspricht.

Doch es gibt Hoffnung, denn das Strategieentwicklungskonzept 2030 hat das aktive gesellschaftliche Engagement der Volkssolidarität Dresden explizit in die Zielformulierungen aufgenommen. Darüber hinaus ist diese Aufgabe nun beim neuen, hauptamtlichen Vorstand angesiedelt, der stärker agieren kann. Dies halte ich für einen richtungsweisenden Schritt.

  • Die Leitung der Unternehmensfamilie Volkssolidarität Dresden mit mittlerweile 700 Beschäftigten, hohen Umsätzen und mehreren Tochterunternehmen ist eine sehr verantwortungsvolle und herausfordernde Aufgabe. Wie sind Sie mit dieser Verantwortung umgegangen bzw. welche Kompetenzen und Eigenschaften muss man persönlich dafür mitbringen?

Zunächst muss man immer optimistisch denken. Man muss an den Erfolg glauben, auch wenn es Rückschläge gibt. Es ist hilfreich, die Themen sachlich und möglichst transparent zu denken und darzustellen. Dies erfordert Sachlichkeit, Ehrlichkeit und Kommunikationsfähigkeit, gepaart mit einem gewissen Verhandlungsgeschick. Aber es gibt kein sicherlich Patentrezept. Mir war immer bewusst, dass ich eine sehr hohe Verantwortung gegenüber dem Verein, seinen Mitgliedern und gegenüber den Beschäftigten der VSD habe. Dies erfordert jedoch auch, dass man von Anderen Rückendeckung und Unterstützung erhält, ansonsten wird diese Verantwortung zu einer hohen Last.

Im persönlichen Bereich gibt und gab mir meine Familie diesen Rückhalt. Meine Frau, meine Kinder und Freunde sind dabei sehr wichtig.

  • Wie würden Sie die Volkssolidarität Dresden heute beschreiben, wie ist sie aufgestellt?

Die Volkssolidarität Dresden verfügt über einen soliden Grundbau. Dies ist eine sehr gute Ausgangslage für die Umsetzung der beabsichtigten strategischen Planungen.

  • Worin sehen Sie die größten Herausforderungen in der nächsten Zukunft?

Die größte Herausforderung ist, entsprechendes Personal für das weiterhin erfolgreiche Handeln im sozialen Dienstleistungsbereich zu finden. Zu dem hinlänglich bekannten Fachkräftemangel kommt es zukünftig noch mehr darauf an, die steigenden Kosten in den Griff zu bekommen. Mit Sorge betrachte ich die gesellschaftliche Entwicklung und hoffe, dass die Solidarität der Menschen nicht verloren geht. Es ist eine Entfremdung der Bürger von der Politik festzustellen, die unsere Gesellschaft zunehmend spaltet und individualisiert. Hierauf müssen wir, gerade in unserer gesellschaftlichen Arbeit eine Antwort finden und Alternativen anbieten.

  • Bleiben Sie der Volkssolidarität Dresden weiter erhalten, was sind Ihre Pläne für den (Un)ruhestand?

Ich wurde am 23. November zum Vorsitzenden des Stiftungsrates der Stiftung Volkssolidarität Dresden berufen. Mit diesem Ehrenamt bleibe ich der Volkssolidarität Dresden weiterhin verbunden. Privat habe ich einige Pläne: Neben der Familie sind das Reisen, Tennis spielen, wandern und so weiter. Ich möchte meine körperliche Fitness erhalten, um all dies solange wie möglich ausüben zu können. Und schließlich möchte ich einen Monat lang auf einer Alm bzw. Alpe in den Bergen rund um die Uhr mitarbeiten, von Stallarbeiten bis hin zur Bewirtung von Gästen. Darauf bin ich sehr gespannt.

 

Lieber Herr Burschyk, herzlichen Dank für das Interview und für Sie persönlich weiterhin alles Gute.

Das Interview führte Peter Baumann

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